Thema des Monats:
Die Auswirkungen des "Ampel- Aus" für die Gaswirtschaft

12|2024

Die Auswirkungen des „Ampel- Aus“ für die Gaswirtschaft

Erscheinungsdatum: 06.12.24
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Der 6. November dieses Jahres war ein Tag, den wir wahrscheinlich alle nicht so schnell vergessen werden. Morgens wurde deutlich, dass Donald Trump die Präsidentschaftswahlen in den USA klar gewonnen hat. In der Klarheit haben dies in Europa die wenigsten erwartet oder erwarten wollen. Ich war an dem Tag auf der VIK-Jahrestagung und die allgemeine Einschätzung war eher, angesichts des deutlichen Trump- Sieges werde sich die Koalition zusammenraufen und es am gleichen Abend nicht zum Showdown kommen lassen. Dies war aber eine klare Fehleinschätzung. Abends entließ Bundeskanzler Olaf Scholz Finanzminister Christian Lindner. Damit ist die Ampelkoalition Geschichte. Bis zum 23. Februar 2025, dem geplanten Termin für Neuwahlen, regiert nun eine Minderheitsregierung. Dies könnte sich für die Energiewirtschaft als misslich erweisen. Ganz zentrale Gesetzesvorhaben sind nicht abgeschlossen. Ob sich die beiden verbliebenen Koalitionspartner mit der FDP und/oder der CDU/CSU darauf verständigen können, zumindest einige dieser Vorhaben noch abzuschließen, ist völlig unklar, aber wohl eher unwahrscheinlich. Im Thema des Monats habe ich die für die Gaswirtschaft wichtigen „hängenden“ Vorhaben zusammengestellt. Es wäre schon ziemlich ungünstig, wenn die Gesetzgebungsverfahren für das Kraftwerkssicherheitsgesetz oder das Kohlendioxidspeicherungs- und -transportgesetz ganz neu gestartet werden müssten. Aber erst wenn Scholz am 16. Dezember die Vertrauensfrage gestellt haben wird, weiß man mehr.

Seit Mitte November beliefert Gazprom Export die österreichische OMV nicht mehr. Damit ist die Frage der noch verbliebenen russischen Gaslieferungen wieder sehr direkt ins Bewusstsein gerückt. Die Situation bleibt weiter absurd. Die Transitmengen durch die Ukraine sind von dieser Entwicklung unbeeinflusst. Auch nach Österreich fließt weiter russisches Gas. Eventuell kauft jetzt die OMV am österreichischen Handelspunkt CEGH VHP von einem Händler Mengen, die Gazprom Export vorher am Handelspunkt verkauft hat. Im Moment sieht es so aus, als ob dies bis Ende Dezember so weitergehen könnte. Aber wer weiß?!

Es bleibt mir, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen guten Übergang ins neue Jahr zu wünschen. Wir lesen uns erst wieder Anfang Januar. Bis dahin sollte bei den Fragen, was politisch vor der Wahl in Deutschland noch möglich ist und ob noch Gasmengen durch die Ukraine nach Zentraleuropa gelangen, mehr Klarheit herrschen.

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Dr. Heiko Lohmann
Freier Mitarbeiter energate

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Thema des Monats: Die Auswirkungen des „Ampel-Aus“ für die Gaswirtschaft

Am 6. November 2024 hat Bundeskanzler Olaf Scholz Finanzminister Christian Lindner entlassen. Bis auf den Minister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing, sind die anderen FDP-Minister anschließend zurückgetreten. Seit dem 7. November hat die Regierung im Bundestag keine Mehrheit mehr. Scholz wird am 16. Dezember im Bundestag die Vertrauensfrage stellen in der begründeten Hoffnung darauf, dass diese vom Parlament mehrheitlich mit Nein beantwortet wird. Am 23. Februar 2025 sollen dann Neuwahlen stattfinden. Bis hierher hätten Sie nicht meinen Gasmarkt lesen müssen, die Informationen standen in jeder Zeitung.

Aber im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie im Bundestag liegen noch einige Gesetzesvorhaben, die für die Gaswirtschaft relevant sind. Diese sollen im Folgenden – hoffentlich vollständig – aufgelistet werden. Doch zuvor will ich noch einige energie- und klimapolitische Inhalte des „Lindner-Papiers“ berichten. Meines Erachtens war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Papiers klar, dass die Koalition platzen musste. Aus einem einzigen Grund habe ich daran gezweifelt: Am 5. November fanden die Wahlen in den USA statt, am 6. November war schon morgens der Sieg von Donald Trump klar zu erkennen. Ich dachte, dass sich die Koalitionspartner angesichts der Situation in den USA plus der zunehmenden Verschlechterung der Situation in der Ukraine noch einmal zusammenraufen würden. Allein Robert Habeck, der Wirtschaftsminister, hat sich wohl darum bemüht und als Vorleistung am 4. November erklärt, er gebe die „Intel-Milliarden“ für die Haushaltskonsolidierung frei. Der Bau einer Chips-Fabrik bei Magdeburg durch den amerikanischen Produzenten Intel sollte mit rund zehn Mrd. Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) gefördert werden. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme von Intel wird das Werk gar nicht oder stark verzögert gebaut. Habeck wollte die Mittel ursprünglich im KTF zur Finanzierung von Klimaschutzvorhaben belassen. Vier Mrd. Euro, die erste Tranche für 2025, wollte Habeck für den Haushalt freigeben.


Marktentwicklung

Gashandel

Im November 2024 setzte sich der Preisanstieg an den Handelsmärkten fort. Die „Delle“ am 31. Oktober war einer Falschmeldung über eine vermeintliche Einigung über eine „Aserbaidschan-Lösung“ geschuldet. Schon zum zweiten Mal fielen die Handelspreise deutlich, nachdem Medien berichteten, ab Januar werde Gas aus Aserbaidschan durch die Ukraine fließen. Wie im September (ener|gate Gasmarkt 10/24) erwies sich die Meldung als „Ente“.

Im November war es teilweise kalt, die Temperaturen lagen zeitweise unter den langfristigen Mittelwerten. Zudem war es häufig windarm und trüb mit einem geringen Angebot von erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung. Dies führte zu einer erhöhten Gasnachfrage im Kraftwerkssektor. Das LNG-Angebot ist weiter schwach, deshalb ist der Markt relativ angespannt. Das Marktgleichgewicht wird durch Ausspeicherungen erreicht, der Füllstand der Speicher ist auf 92,40 Prozent in Deutschland gesunken (25. November).


Marktentwicklung

THE: Interview mit John Usemann, Leiter Marktgebietssteuerung, VHPManagement

John Usemann ist seit März 2024 Leiter Marktgebietssteuerung, VHP-Management und verantwortet somit das kommerzielle Dispatching bei THE. Vorher war er Leiter Kunden- und Vertragsmanagement beim Marktgebietsverantwortlichen. Er hat praktisch seit der Gründung des Unternehmens für Gaspool gearbeitet, einem der beiden THE-Vorgänger. Kommerzielles Dispatching bedeutet Verantwortung für die Regel- und Ausgleichsenergie. Heftig kritisiert wurde der Bereich für sein Marktverhalten bei der Speicherbewirtschaftung 2022. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zu den Speicherfüllständen hatte THE Day-Ahead-Mengen gekauft und die Position nicht durch gleichzeitigen Verkauf von Mengen im Terminmarkt für den nächsten Winter abgesichert. Ein Verhalten, das jedem Risikohandbuch einer Handelsgesellschaft widerspricht (auch wenn bei manchem Stadtwerk schon mal ähnlich wie bei THE gehandelt wird). Aber es gab Gründe, warum THE damals nicht anders handeln konnte. Ich habe mit Usemann darüber gesprochen, welche Anpassungen beim Regelenergiehandel vorgenommen wurden, seit er die Verantwortung für den Bereich übernommen hat. Dabei ging es natürlich auch um die Frage, ob THE anders aufgestellt ist, falls der Marktgebietsverantwortliche wieder in den Speichermarkt eingreifen müsste.

 

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Gregor Renker
Key Account Manager

Häufig gestellte Fragen

Was ist der energate Gasmarkt?

Der energate Gasmarkt liefert Fach- und Führungskräften der Gasbranche aktuelle Informationen und Hintergründe zum deutschen und internationalen Gasmarkt. Das Medium erläutert fachkundig die wichtigsten Entwicklungen aus den Bereichen Markt, Recht, Politik und Unternehmen. Darüber hinaus bietet der energate Gasmarkt Insiderinformationen wie Marktgerüchte und Personalien.

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