Thema des Monats:
Interview mit der Gas-Union Geschäftsführung
Die Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft ist inhaltlich in der Regel nicht übermäßig spannend. Aber der erste Tag der diesjährigen Veranstaltung war schon bemerkenswert. Um 9:30 Uhr startete der Bundesminister für Wirtschaft und Energie seine Rede, nachmittags war klar, dass es seine Abschiedsrede als Energieminister war. Auf mich wirkte er so uninspiriert und abwesend, dass ich mich tatsächlich gefragt hatte, ob er nachmittags im kleinen Partei-Kreis verkünden will, dass er nicht als Kanzlerkandidat antreten will. Der Termin war öffentlich bekannt. Mein Eindruck wurde aber von vielen nicht geteilt. Seine Rede war insgesamt eher rückwärts gewandt, er listete auf, was erreicht wurde. Seine Visionen waren tatsächlich mehr außenpolitisch. Deutschland und Europa sollten den Brexit als Chance nutzen, um mit Ländern wie Großbritannien, später auch Ukraine und Russland, eine neue Art der Zusammenarbeit zu definieren. Andererseits solle die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit in der Eurozone vertieft werden. Eine energiepolitische Ankündigung gab es aber doch noch: Noch vor der Bundestagswahl will das Wirtschaftsministerium ein Weißbuch mit Vorschlägen zu einer neuen Bemessungsgrundlage für die EEGUmlage veröffentlichen. Der Stromsektor soll die Kosten der Energiewende nicht länger alleine tragen. Die Lobbyisten der Gaswirtschaft können schon mal überlegen, wie sie gegen eine Einbeziehung von Erdgas im Heizungssektor bei der Umlage argumentieren.
Gas-Union gehörte zu den klassischen regionalen Ferngasgesellschaften, die in der traditionellen Lieferkette zwischen den Importgesellschaften und Stadtwerken waren. Gesellschafter sind Mainova (34,27 %), Uniper (23,57 %), Kraftwerke Mainz-Wiesbaden (ein Gemeinschaftsunternehmen der Mainzer Stadtwerke und ESWE Versorgung Wiesbaden, 15,91 %), Städtische Werke Kassel (9,18 %), Stadtwerke Göttingen (6,12 %), Stadtwerke Essen und Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet (EWMR) (jeweils 4,55 %). 1,85 Prozent hält Gas-Union noch selber. Die traditionelle Lieferkette hat sich vor rund zehn Jahren aufgelöst (in Schiedsverfahren streiten Produzenten und Importgesellschaften wohl teilweise immer noch über den exakten Zeitpunkt). Den regionalen Gesellschaften wurde damals ein schnelles Ableben vorausgesagt. Dies passierte – zumindest bei den Vertriebsaktivitäten – in der Tat teilweise, betraf aber nur die Unternehmen, bei denen RWE oder E.ON die Mehrheit hatten. Bayerngas, Enovos, GasVersorgung Süddeutschland (GVS) und Gas-Union hingegen erfreuen sich des Lebens. Alle Gesellschaften haben sich in den vergangenen Jahren sehr deutlich gewandelt und ihr Geschäft an die veränderten Marktbedingungen angepasst. Im Grunde stehen die Unternehmen jetzt vor neuen Herausforderungen, über die ener|gate Gasmarkt laufend berichtet. Allen Unternehmen gemeinsam ist die Herausforderung durch extrem dünne Margen im Vertriebsgeschäft. Speicher und Upstream sind zumindest bei einigen der Gesellschaften große Themen. Gas-Union hat seit 2007 ein kleines Upstream- Segment aufgebaut und in den vergangenen Jahren das Speichergeschäft deutlich ausgebaut. Zwei Geschäftsfelder, die aktuell Sorgen bereiten. Das Ergebnis für 2015 war nicht gut (ener|gate Gasmarkt 08/16). ener|gate Gasmarkt hat mit den beiden Geschäftsführern Oliver Malerius und Jens Nixdorf über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens gesprochen.
ener|gate Gasmarkt: Herr Malerius, Herr Nixdorf, um damit anzufangen: Wie sehen Absatz und Ergebnis 2016 aus?
Nixdorf: Die Menge wird im Vergleich zu 2015 konstant bleiben. Zum Ergebnis können wir im Grunde noch nichts sagen, weil das Jahresergebnis erst im März festgestellt wird. Vielleicht aber doch so viel: 2016 wird sicher noch ein Übergangsjahr, in dem das Ergebnis wie 2015 nicht zufriedenstellend ist, aber spätestens ab 2018 werden wir wieder ein vernünftiges Niveau erreichen.
Überraschend kommt zum Ende der Legislaturperiode doch noch Bewegung in die Verlängerung der Ermäßigung der Erdgassteuer im Verkehrssektor über 2018 hinaus. Das Bundeskabinett hat einen Gesetzesvorschlag verabschiedet, der für Erdgasfahrzeuge sogar vorteilhafter ist, als die Regelung in dem Entwurf von Ende April letzten Jahres (ener|gate Gasmarkt 06/16). Der ermäßigte Steuersatz von 13,90 Euro/MWh soll nicht nur bis Ende 2021, sondern bis Ende 2023 gelten. Anschließend wird die Ermäßigung, wie in dem alten Entwurf, in drei Stufen reduziert, ab 2027 gilt der normale Steuersatz von 31,80 Euro/ MWh. Aber ob der Entwurf es in dieser Form bis ins Gesetzesblatt schafft ist unklar. Zwar wurde Widerstand reduziert, die Bundesregierung verzichtet auf Verschlechterungen bei der Befreiung von der Stromsteuer für kleine KWK-Anlagen als Kompensation der Einnahmeausfälle. Aber dafür wird es an anderer Stelle Widerstand geben. Anders als in dem alten Entwurf soll die Steuerermäßigung für Flüssiggas (LPG) nicht über 2018 hinaus verlängert werden. Vertreter der Autogasbranche laufen dagegen Sturm. Der übliche Kompromiss würde darin liegen, die Ermäßigung für beide Gas-Typen für eine kürzere Zeit zu verlängern.
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Der energate Jahresreport Gas zeichnet die wichtigste Marktentwicklungen des Jahres nach und gibt einen fundierten Ausblick auf die kommenden Monate. Gasexperte und Insider Dr. Heiko Lohmann analysiert relevante Ereignisse aus Politik, Recht und Regulierung sowie zu Erzeugung, Infrastruktur und Handel. Darüber hinaus informiert der Report über Veränderungen in der Unternehmenslandschaft und zeichnet in Marktberichten Preisentwicklungen nach. Top-Entscheider aus der Branche nutzen den Jahresreport Gas als kompakte Jahreschronik sowie zur Einschätzung künftiger Marktentwicklungen.
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