Thema des Monats:
Jahresrückblick und Ausblick 2022
Dieses Editorial habe ich am 21. Dezember geschrieben. An dem Tag waren die durchschnittlichen Speicherfüllstände in Deutschland (Daten vom 19. Dezember) bei 56,8 Prozent. In Mallnow ist der physische Lastfluss am 21. Dezember morgens ab 6:00 Uhr auf null gesunken. Für Januar hat Gazprom Export dort lediglich 8,3 GWh/h (200 GWh/Tag) feste Transportkapazität für den Monat Januar gebucht. Der Gaspreis erreicht morgens 160,00 Euro/MWh. „Es besteht ein echtes systemisches Risiko“, schilderte der Geschäftsführer eines Handelshauses die Marktsituation. Wenig Entlastung bringt bisher die Auslastung der norwegischen Export-Pipelines zu gut 90 Prozent. Und auch die Nutzung der LNG-Terminal-Ausspeisekapazität in Nordwesteuropa zu 41 Prozent sorgt nicht für Entspannung. RWE hat auf der EEX-Transparenzplattform gemeldet, im Februar könnte die Gasversorgung für die Kraftwerke Weisweiler und Gersteinwerk gefährdet sein, da beide Anlagen nur über unterbrechbare Transportkapazität verfügen. Der Marktgebietsverantwortliche THE hat 50 Mio. Euro ausgegeben, um sich 5.000 MW Leistung in Süddeutschland für Februar zu sichern (Einzelheiten in diesem Heft). Das sind leider alles keine guten Voraussetzungen, um Ihnen einen entspannten Start ins neue Jahr zu wünschen. Ich vermute, die Situation wird sich auch nicht entscheidend verbessert haben, wenn Sie dieses Heft in virtuellen Händen halten.
Ein bisschen Erfreuliches gibt es aber dann auch in dieser Ausgabe. Im Personalteil schreibe ich gleich über drei Personen, die in den Ruhestand gehen. Ich kenne die Personen relativ lange und habe aus verschiedenen Gründen großen Respekt vor ihren beruflichen Leistungen. Sie haben alle die Energiemarktliberalisierung der vergangenen gut 20 Jahre vollständig erlebt und damit an einer unendlich spannenden Entwicklung der Branche mitgearbeitet – manchmal auch mit gelitten.
In eigener Sache: Diese Publikation gibt es seit fast 20 Jahren. Ich habe seitdem jede Zeile selbst geschrieben. Zeit, auch im Heft das „ich“ zu benutzen, wenn ich meine eigene Perspektive und die Perspektive dieser Publikation zum Ausdruck bringe.
Kommen Sie trotz allem gut im neuen Jahr an.
Der Jahresrückblick und der Ausblick auf das neue Jahr haben in der ersten Ausgabe des Gasmarktes in jedem Jahr Tradition. Dies möchte ich beibehalten. Ich weiß nicht, ob irgendjemand später stolz sagen wird: „Ich bin dabei gewesen.“ Im Grunde wird es eher zunehmend zum Alptraum. Die Entwicklung der Handelspreise und die Preisvolatilität 2021 sind ohne historisches Vorbild. Die Grafik des Jahres dazu findet sich in Abbildung 1. In dieser wird die Preisentwicklung, die hohe Backwardation (Cal 23), aber nicht die teilweise absurd hohe Intra-Day-Volatilität sichtbar.
Wobei man bei der Preisentwicklung nicht von einem Rückblick sprechen kann. Die Preisturbulenzen dauern an, die Tage seit Mitte Dezember haben dies noch einmal sehr deutlich gemacht. Eine extrem gut polierte Glaskugel würde mir erlauben, im Jahresausblick zu prognostizieren, ob und wann diese Preisextreme ein Ende haben. Die aktuelle Prognose lautet: Es kann noch deutlich länger dauern als der aktuelle Winter, da unter anderem die Frage der zukünftigen russischen Lieferungen und Speichernutzung durch Gazprom in Westeuropa nicht geklärt ist. Dies hängt natürlich auch mit der weiter offenen Zertifizierung der Nord Stream 2 und dem gesamten Verhältnis zu Russland, politisch und als Gaslieferant, zusammen. Hoffentlich heißt es Ende 2022 nicht: „Das Jahr hat genauso viele Nerven wie 2021 gekostet.“ Die aktuellen Spannungen mit Russland aufgrund der russischen Truppenkonzentration an der Grenze zur Ukraine sind bedrohlich…
Am 01. Dezember haben das Bundeskartellamt (BKartA) und die BNetzA ihren jährlichen gemeinsamen Monitoringbericht, dieses Mal den Monitoringbericht 2021, veröffentlicht. Der Hinweis auf 2021 ist etwas irreführend, denn der Bericht enthält vor allem Informationen und Daten über das Jahr 2020. Aber das ist in jedem BNetzA/BKartA-Bericht so, dass die Daten weitgehend mit einer Verzögerung von einem Jahr veröffentlicht werden. „Same procedure as every year“ gilt auch für die Inhalte des Berichts. Er enthält detaillierte Informationen zum Großhandels- und Endkundenmarkt sowie zum Gastransport und der Speicherung. Der Bericht enthält keinerlei zentrale Botschaft zu der Funktionsfähigkeit oder möglichen Defiziten des Gasmarktes. Auch dies hat seit etlichen Jahren Tradition, da der Gasmarkt funktioniert. Dies gilt zumindest bis Ende 2020. Die Ereignisse und Entwicklungen des laufenden Jahres sind in dem Bericht noch nicht berücksichtigt.
Im Folgenden einige Impressionen aus dem Bericht, die aus meiner Sicht bemerkenswert sind:
Eine hohe Marktkonzentration stellt das BKartA lediglich im Speichermarkt fest. Die drei größten Anbieter verfügen über 67 Prozent der Arbeitsgaskapazität in Deutschland. Der Konzentrationsgrad ist seit Jahren auf diesem Niveau, führt aber nicht zu Beeinträchtigungen des Wettbewerbs im Speichermarkt. Für die Analyse wurden übrigens auch die beiden Speicher Haidach und 7Fields vollständig berücksichtigt. Beide Speicher sind an die österreichische Regelzone Ost und damit an den CEGH VHP angebunden. Sie sind aber auch über eigene Anbindungsleitungen an die Netze von bayernets, beziehungsweise OGE, und damit an das THE-Marktgebiet angebunden. Im Vertriebsmarkt haben die vier absatzstärksten Anbieter im RLM-Marktsegment einen Marktanteil von 28 Prozent und im SLP-Segment von 26 Prozent…
Einen Tag verspätet, am 15. Dezember, hat die EU-Kommission ihr „Gas- und Wasserstoffpaket“ offiziell vorgestellt. Es besteht im Wesentlichen aus: Einer Neufassung der Gasrichtlinie als Gas und Wasserstoffrichtlinie, einer Neufassung der europäischen Verordnung zum Gasnetzzugang unter Einbeziehung des Zugangs zu Wasserstoffnetzen, einer Anpassung der europäischen Verordnung zur Gasversorgungssicherheit (SoS-Verordnung) & einer neuen Verordnung zur Senkung der Methan-Emissionen im Energiesektor.
Die Richtlinie und Verordnung zum Netzzugang heißen nun: „Richtlinie/Verordnung über die EU-Binnenmärkte für erneuerbare Gase und Erdgas sowie für Wasserstoff“. Die ersten drei Teile des Paketes wurden in der vergangenen Ausgabe auf Basis vorab kursierender Entwürfe vorgestellt. Ich habe beim parallelen Lesen keine entscheidenden Veränderungen entdecken können. Die beiden wesentlichen Punkte des neuen Regulierungsvorhabens sind:
Die EU-Kommission will eine klare getrennte Regulierung von Erdgas- und Wasserstoffnetzen und eine Verhinderung von Quersubventionierungen zwischen den beiden Bereichen…
Der energate Gasmarkt liefert Fach- und Führungskräften der Gasbranche aktuelle Informationen und Hintergründe zum deutschen und internationalen Gasmarkt. Das Medium erläutert fachkundig die wichtigsten Entwicklungen aus den Bereichen Markt, Recht, Politik und Unternehmen. Darüber hinaus bietet der energate Gasmarkt Insiderinformationen wie Marktgerüchte und Personalien.
Der energate Jahresreport Gas zeichnet die wichtigste Marktentwicklungen des Jahres nach und gibt einen fundierten Ausblick auf die kommenden Monate. Gasexperte und Insider Dr. Heiko Lohmann analysiert relevante Ereignisse aus Politik, Recht und Regulierung sowie zu Erzeugung, Infrastruktur und Handel. Darüber hinaus informiert der Report über Veränderungen in der Unternehmenslandschaft und zeichnet in Marktberichten Preisentwicklungen nach. Top-Entscheider aus der Branche nutzen den Jahresreport Gas als kompakte Jahreschronik sowie zur Einschätzung künftiger Marktentwicklungen.
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