Thema des Monats:
Interview mit Sonja Müller-Dib, Geschäftsführerin Shell Energy Deutschland
Ich hoffe, Sie sind gut durch den Sommer gekommen. Für eine Reihe von Stadtwerke-Geschäftsführern gilt dies wohl nur bedingt. Die Insolvenz des Biomethanhändlers bmp greengas schlug seit Anfang Juni immer höhere Wellen und sorgte für zunehmende Empörung unter den Betroffenen. Ich muss gestehen, ich habe eine Weile benötigt, bis ich die richtigen Gesprächspartner gefunden habe, die mir informell oder auch zitierfähig Details berichtet haben. Ich konnte dann auch eine ganze Reihe von E-Mails und Dokumente einsehen, die einen ganz guten Überblick über die Situation ergeben haben. Für mich stellt sie sich so dar: Bmp hatte sich für langfristig abgeschlossene Biomethanlieferverträge mit BHKW-Betreibern in Erwartung eines stabilen und stagnierenden Marktes nicht fristenkongruent eingedeckt. Als 2021 Biomethan knapper wurde, die Preise stiegen und unter anderem größere Anreize entstanden, Biomethan im Kraftstoffsegment zu verkaufen, wurde diese Short-Position zum extrem großen Problem, das die Eigentümer nicht mehr lösen wollten oder konnten. Aber lesen Sie selbst über die wirtschaftlichen, aber auch energiepolitischen Implikationen.
Die bmp-Insolvenz ist natürlich das „Thema des Monats“. Aber ich bin Traditionalist und deshalb ist – wie jedes Jahr in der Sommerausgabe – das Sommerinterview formal das Thema des Monats. Ich habe es mit Sonja Müller-Dib, der Geschäftsführerin von Shell Energy Deutschland, geführt. Zu meiner Überraschung haben wir ziemlich lange über Biomethan gesprochen. Damit nicht genug des Themas in dieser Ausgabe. Ich veröffentliche erstmals wieder Preise für Biomethan, die mir agriportance liefert. Bis zum Ende des letzten Jahres hatte Landwärme Services mir Preise geliefert, der Dienstleister wollte dies aufgrund der turbulenten Marktentwicklung nicht mehr tun. Mir haben damals viele Marktteilnehmer gesagt, die Notierungen seien nicht immer marktgerecht gewesen. Ich habe dann geantwortet: „Was ist die Alternative?“ Jetzt habe ich eine, ich freue mich über Feedback zu den Preisen.
Was nicht untergehen sollte: Die in der Präliberalisierungszeit „regionale Ferngasgesellschaften“ genannten Unternehmen verabschieden sich endgültig und offiziell aus dem Vertriebsgeschäft. Dies gilt für GasVersorgung Süddeutschland (GVS) und Bayerngas Energy, wie im Heft zu lesen sein wird. Damit geht eine Ära zu Ende, ein Ende, das sich in den letzten Jahren abzeichnete.
Vor genau fünf Jahren habe ich den damaligen Geschäftsführer von Shell Energy Deutschland, Cai-Delf Harms, interviewt (ener|gate Gasmarkt 08-09/18). Shell Energy Deutschland ist einer der potenziell großen und leistungsstarken Erdgaslieferanten für große Industriekunden und Stadtwerke. Wobei der Marktauftritt immer, sagen wir, etwas zurückhaltender ist als von VNG, Uniper oder WINGAS (SEFE). Was mich damals faszinierte, war das klare Ziel von Shell Energy, Kunden nicht nur Erdgas oder Strom anzubieten, sondern Dekarbonisierungslösungen. Der Markt hat sich weiterentwickelt. Durch die Gaskrise, also erst die Reduktion und dann den weitgehenden Wegfall russischer Lieferungen, hat sich der Fokus in Richtung Versorgungssicherheit verschoben. Cai-Delf Harms ging 2021 in den Ruhestand. Seit Februar 2021 ist Sonja Müller-Dib Geschäftsführerin von Shell Energy Deutschland. Mit ihr habe ich mich darüber unterhalten, wie Shell als sehr großer LNG-Player in der Krise in Deutschland agiert. Aber auch darüber, ob und wie sich denn die Energielösungen zur CO2 -Reduktion weiterentwickelt haben. Was mich dabei überraschte, war die Bedeutung, die Shell Biomethan als einem Lösungsansatz beimisst.
ener|gate Gasmarkt: Frau Müller-Dib, Shell hat in Deutschland 2021 insgesamt 41,3 TWh Erdgas verkauft, knapp 28 Prozent weniger als 2020. Das Ergebnis nach Steuern lag bei 1,2 Mio. Euro. War der Rückgang allein durch die Coronakrise bedingt, schwächelt Ihr Geschäft oder haben Sie die Strategie geändert? Wie hat sich das Geschäft seit 2021 entwickelt?
Müller-Dib: Wir halten uns mit konkreten Kommentierungen von Zahlen zurück. Absatzrückgang 2021 war durch die Coronakrise bedingt und auch 2022 hat der Absatz durch die auch politisch gewünschten Einschränkungen beim Gasverbrauch nicht zugenommen. Aber das hat nichts mit einer Strategieänderung zu tun, sondern betrifft die gesamte Branche.
Am 26. Juli hat das Kabinett die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie verabschiedet. Offen gestanden, das Papier hat mich extrem enttäuscht. Wesentliche Eckpunkte (zum Beispiel Verdopplung der Elektrolyseurkapazität bis 2030 auf 10 GW, die Rolle von Wasserstoff anderer Farben als grün) waren schon im Entwurf vom November letzten Jahres enthalten (ener|gate Gasmarkt 01/23).
Auch die Nutzung von Wasserstoff im Kraftwerkssektor wird in der Aktualisierung der Wasserstoffstrategie natürlich thematisiert. Aber in dem Bereich ist die Realität der Strategie voraus. Die Bundesregierung verhandelt schon seit längerem mit der EU-Kommission über einen zulässigen Beihilferahmen für neue mit Wasserstoff betriebene beziehungsweise wasserstofffähige Kraftwerke. Anfang August wurde zumindest eine Grundsatzvereinbarung erreicht.
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